Du bist soooo LOST !!!
Based on a True Story
Lesezeit: 2 min
Ok, ich bin ehrlich: Altersmäßig bin ich ja sowas von raus, was solche Jugendwörter angeht, die die Generation X, Y oder Z so heute verwendet.
Da ist es also: Das Jugendwort des Jahres 2020 ist
Lost
Ich meine, so ein paar von den Begriffen waren mir ja noch ganz gut geläufig …
“Rumoxidieren” zum Beispiel: Dritter Platz des Jahres 2015, kannte ich aus dem Werner Film “Beinhart” von 1990 … zölligen Schieber und so … und bedeutet für mich: Rumliegen, entspannen, abhängen. Oder auf Neudeutsch: Chillen.
“Gönn dir!” und damit der zweite Platz des Vorjahres 2014, kenn ich auch und verwende ich auch wohl dann und wann mal. Aber nur, wenn ich bewusst mal im Assi-Slang laber. Ming Früend und so ...
Aber bei “bae”, Platz 2 in 2016, … nun ja … da musste ich echt mal in der Zielgruppe nachfragen, was das denn wohl so heißt: Es bedeutet: before anyone/anything else, ist also eine Bezeichnung für die beste Freundin o. ä. Zum Glück hatte ich zu der Zeit eine Praktikantin aus der Zielgruppe, die mir das genau erklärt hatte.
Aber hey, in dem Moment war ich da komplett “lost”.
Ahnungslos, unsicher, unentschlossen
Wortwörtlich bedeutet das englische "lost" übersetzt "verloren". Orientierungslos. Alleine auf dem weiten Meer.
In der Jugendsprache ist damit jemand gemeint, der ahnungslos, unsicher oder unentschlossen ist.
Kein schöner Zustand
Kein schöner Zustand, finde ich. Aber nachvollziehbar, dass genau dieser Begriff zum omnipräsenten Wort geworden ist: Diese Zeiten … unschöne Zeiten … geprägt von einer Pandemie, die uns fest im Griff hat, einer in Kürze anstehenden US-Präsidentschaftswahl, die unschöner nicht sein könnte und einer immer stärker werdenden Ohnmacht in Sachen Klimaschutz, die sich in einer wiedererstarkenden FFF-Bewegung zeigt.
Wir leben in Zeiten massiven Umbruchs.
Gerade in solchen Zeiten ist es gut, zu wissen, wo man steht und für was man die Fahne hochhält. Wenn man eine klare Haltung zu einer Sache entwickelt und weiß, wie man dazu steht, ist das wie ein Fels in der Brandung. Auch sein Gegenüber weiß dann glasklar, wie man wahrgenommen wird und wofür man steht.
Jetzt könnte ich stundenlang darüber ausschweifen und philosophieren, wie man zu solch einem Fels in der Brandung wird. Möchte ich aber gar nicht tun. Da können Andere viel besser als ich. Aber ich kann eine kurze Geschichte dazu erzählen:
Mayday, Mayday
Eine Segelyacht auf dem offenen Meer in Seenot.
“Mayday, Mayday, wir sinken.”
“…”
“S-O-S. S-O-S. Wir brauchen dringend Hilfe. S-O-S. S-O-S.”
“Hier spricht die Küstenwache. Bitte geben Sie uns ihre Position durch.”
“Meine Postion?”
“Ja, geben Sie uns ihre Position durch.”
“Meine Position? Ich bin Direktor!”
“…”
Es ist gut zu wissen, wo man genau steht.
Es ist gut zu wissen, wo man selbst steht. Und nicht nur so ungefähr im Irgendwo, sondern ganz präzise: Wo man ganz genau steht.
Denn eins ist klar …
wie will man Dich finden, wenn Du selbst nicht genau weißt, wo Du stehst, bzw. bist?
wie will man etwas über Dich sagen, wenn Du selbst nicht genau weißt, wofür Du die Fahne hochhälst?
welche Werte sind Dir wichtig? Und wie verhälst Du dich dabei?
wie will dein Gegenüber etwas von Dir später zuhause berichten, mit wem er oder sie es heute zu tun hatte?
Eine klare Positionierung ist einer der Schlüssel zum Glück, wenn man (gut) gefunden werden will. Das spart ordentlich Kohle bei Google Adwords, das spart Zeit bei Kundengesprächen, das bringt Dich im Bewerbungsprozess für den neuen Job nach vorne.
Ich weiß für mich, wo ich stehe und wofür ich wahrgenommen werde. Es war ein langer Weg dorthin. Aber das Invest war es wert. Es hat schon jetzt ausgezahlt.
Sonnige Grüße
Jens
PS: Eine “Positionierung” mit Bei-mir-bekommst-Du-alles-aus-einer-Hand oder Ich-bin-in-allem-gut oder Wir-sind-Marktführer-in-dem-Segment-der-… ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Alleinstellungsmerkmal. Das behaupten nämlich so gut wie Alle. Deswegen hast Du auch so zu kämpfen, aus dem Rauschen der Masse hervorzutreten und sichtbar zu werden.
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Über den Autor:
Jens Mlinarzik, 50 Jahre alt, selbstständiger Markenberater und Experte für Positionierung. Schriftsteller, Keynote Speaker und Dozent. Begeisterter Radfahrer. Offen für Innovationen und Veränderungen, bedingungslos eingestellt für einen schonenden, überlegten Ressourcenverbrauch. Überzeugter Demokrat (Anti-Trump mitsamt seiner unfassbar egozentrischen Gefolgschaft). Und seit Kindheitstagen ein Fan der berühmten Porsche-Seitenlinie.